Falsche Mythen gegenüber Achtsamkeit in Unternehmen überwinden
Jede positive Transformation in einem Bereich wird auch von Misstrauen und Bedenken begleitet. Obwohl die Achtsamkeits-Revolution bereits viel in der Arbeitswelt verändert hat, gibt es immer noch einen leisen Vorbehalt. Dies ist auch vollkommen in Ordnung und es gilt, Skeptiker mit Ruhe und Gelassenheit zu begegnen. Dieser Blog will eine Brücke zu denjenigen bauen, die die Effizienz einer achtsamen Unternehmenskultur anzweifeln. Dabei greifen wir auf die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Literatur zurück.
Mythos Nr.1: Achtsamkeit will effiziente, bewährte Unternehmensabläufe ersetzen
Eine Fehlannahme einiger Unternehmen ist, dass Achtsamkeit ein Ersatz für produktive, effektive Abläufe in Unternehmen sein soll (Scheunemann 2018). Sie argumentieren, dass es keinen Platz für Meditation und Atemübungen gibt, da die Unternehmensziele darin liegen die Effizienz zu steigern und Prozesse zu optimieren (Scheunemann 2018). In diesem Argument steckt ein bisschen das Klischee eines weltfremden Esoterikers, der lieber meditiert, anstatt zu arbeiten.
Es ist aber in der Realität so, dass Achtsamkeit die Aufmerksamkeit steigert, um diese effektiven Arbeitsprozesse noch effektiver zu gestalten (Scheunemann 2018). Fehler werden so schneller entdeckt und Potenziale werden besser eingesetzt (Scheunemann 2018). Achtsamkeit ist also eine aktive Unterstützung von bereits effektiven Abläufen. Also Optimierung, anstelle von Ersatz.
Mythos Nr. 2: Achtsamkeit ist nur etwas für Leute, die esoterisch interessiert sind
Einige Menschen denken bei Achtsamkeit oft an Mönche im Kloster, die stundenlang meditieren, oder an Menschen mit bunten Gewändern, die Mantras aufsagen. Tatsächlich ist es aber so, dass Achtsamkeit als praktische Übung unabhängig von Religion oder spirituellen Philosophien existiert. Man kann auch als Mensch Achtsamkeit praktizieren, ohne sich mit einer Religion zu identifizieren. Das sieht man daran, dass viele Manager und Mitarbeiter in Konzernen, wie Daimler oder SAP, Achtsamkeit als effektvolles Training nutzen (Scheunemann 2018).
Mythos Nr.3: Achtsamkeit belastet die Mitarbeiter noch mehr
Ein weiterer Mythos, der oft von Arbeitnehmerverbänden oder Betriebsräten geäußert wird, ist, dass Achtsamkeit dazu dient Mitarbeiter von ihrem Stress abzulenken (Scheunemann 2018). Sie sagen, dass Achtsamkeits-Seminare und Übungen verschleiern sollen, dass viele Mitarbeiter chronisch überarbeitet sind und sehen Achtsamkeit als weiteres Mittel, um die Mitarbeiter zu noch mehr zu belasten (Scheunemann 2018). Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall: Durch das achtsame Wahrnehmen des eigenen Körpers, werden die eigenen Grenzen der Belastbarkeit schnell erkannt und werden so geachtet (Scheunemann 2018).
Quelle: Scheunemann, Y. (2018). Selbst. Achtsam. Managen. In Fortmann, H., Kolocek, B. (Hrsg.), Arbeitswelt der Zukunft: Trends – Arbeitsraum – Menschen- Kompetenzen. (243-251) Wiesbaden: Springer Gabler.