Achtsamer Umgang mit einem „heiklen“ Thema: Die Periode

In vielen Lebensbereichen hat das Thema Achtsamkeit bereits Einzug gehalten. Dabei geht es sowohl um einen achtsamen Umgang mit sich selbst als auch mit der Welt, in die man eingebettet ist. Egal ob Stressbewältigung, Übungen, um zur Ruhe zu kommen oder Entspannungstechniken: Achtsamkeitspraktiken sind vielfältig.

Doch wie sieht es eigentlich mit einem Themenkomplex aus, der zwar die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft, aber dennoch mit teilweise so starken Stigmata und Vorurteilen behaftet ist, dass ein achtsamer Umgang damit oft schwerfällt

Periode und Gesellschaft 

Periode, Menstruation, Blutung, Tage oder Erdbeerwoche. Das alles sind Bezeichnung für ein und dasselbe Phänomen: die Monatsblutung einer Frau. Außen vor gelassen seien hier einmal die fantasiereichen Synonyme, die verwendet werden, wenn eine Frau z.B. selbst über ihre Tage spricht. Das Thema wird dabei oft als peinlich und nicht gesellschaftsfähig angesehen. Doch warum eigentlich? Warum sprechen wir nicht offen über etwas, was im Grunde genommen ganz natürlich ist? Durchschnittlich hat eine Frau nämlich ca. 450-mal in ihrem Leben ihre Periode; das sind zusammengerechnet etwa 9,2 Jahre ihres Lebens, in denen sie blutet [1]. Das ist viel Zeit für etwas, das von der Gesellschaft teilweise totgeschwiegen wird, oder?

In Deutschland mag es um das Thema Menstruation nicht ganz so heikel stehen wie z.B. in Indien, in denen Frauen während ihrer Periode zum Teil sogar als unrein gelten. Das Ganze geht so weit, dass an öffentlichen Orten Schilder zu finden sind, auf denen neben „Schuhe oder Kameras verboten“ auch solche zu finden sind wie: „Menstruierende Frauen verboten“. Die Periode wird stigmatisiert und ist mit einem Gefühl der Scham verbunden, und das keineswegs nur in Indien! Aditi Gupta und ihr Mann Tuhin Paul haben deshalb den Comic „Menstrupedia“ ins Leben gerufen, um damit aktiv Aufklärungsarbeit zu leisten und gegen die Stigmatisierung vorzugehen [2].

Ein achtsamer Umgang mit dem Thema „Periode“ ist überaus wichtig. Aus diesem Grund lade ich dich einmal dazu ein, einen Moment innezuhalten und dir bewusst zu werden, wie du selbst zu diesem Thema stehst. Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf, wenn du an das Wort „Periode“ denkst? Hast du vielleicht Vorurteile? Gibt es „Wissen“, das sich gesellschaftlich so verfestigt hat, dass man es schon gar nicht mehr hinterfragt? Lass dir dafür Zeit, nimm alles achtsam wahr und dann reflektiert das, was sich dir zeigt. 

Periode und Schmerz

Achtsamer Umgang bedeutet jedoch nicht nur, sich gesellschaftlich dem Themenkomplex zu öffnen und Achtsamkeit zu schulen, sondern es betrifft auch ganz konkret die Frauen, die jeden Monat den Menstruationszyklus durchleben. Während manche wenig oder gar keine Schmerzen bei der Periode verspüren, so haben andere Frauen deutliche Beschwerden, sei es vor oder während der Menstruation. Der Griff zu gängigen Schmerzmitteln oder anderen pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten ist dabei für viele eine Option. Doch auch mit Achtsamkeit kann eine Linderung der Menstruationsbeschwerden erreicht werden.

PMS (Prämenstruelles Syndrom)

Unter PMS wird alles zusammengefasst, was einige Tage bis Wochen vor der eigentlichen Periode auftreten kann. Die Symptome reichen dabei von Stimmungsschwankungen, Schmerzen z.B. im Unterleib, in den Muskeln, im Rücken oder Kopf bis hin zu Schlafstörungen oder Verdauungsproblemen. Bei besonders stark ausgeprägtem PMS kann es auch zu Depressivität und Angstgefühlen kommen – genannt: PMDS (prämenstruelle dysphorische Störung) [3]. An PMDS leiden dabei schätzungsweise 5-15% aller Frauen [4].

In den letzten Jahren haben sich mehrere Studien damit beschäftigt, inwieweit z.B. MBCT (=Mindfulness-based cognitive-behavioral therapy) oder CBT (=Cognitive-behavioral therapy) Einfluss auf die Symptome von PMS nehmen können [5]. Dabei stellte sich heraus, dass solche Programme die Symptome von PMS lindern können. Deshalb sind sie auf jeden Fall in Hinblick auf eine Linderung von PMS Symptome  mehr als nur einen Blick wert.

Regelschmerzen (Primäre Dysmenorrhö)

Es zieht, es drückt, es reißt. Menstruationsbeschwerden sind von Frau zu Frau unterschiedlich – auch in Bezug auf ihre Intensität. Liegt dabei keine Erkrankung als Ursache zugrunde, spricht man von primärer Dysmenorrhö. Auch wenn keine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt, so kann die Lebensqualität durch diese Art von Schmerzen sehr eingeschränkt werden

Die Behandlung von Regelschmerzen erfolgt dabei zumeist mittels Kontrazeptiva oder anderer medikamentöser Therapie [6]. Doch auch Dinge wie Wärmeanwendungen, Akupressur und Entspannungstechniken können zu einer Schmerzlinderung führen. Unter die Entspannungstechniken fallen dabei auch die DBE (=Deep breathing excercises). In Bezug auf Regelschmerzen wurde dazu 2019 sogar eine Studie durchgeführt, in der die Teilnehmerinnen 30 Minuten lang DBE durchführten, was in Bezug auf die Menstruationsschmerzen zu einer Linderung geführt hat [7].

Was heißt nun also Achtsamkeit in Bezug auf die Periode?

Zwei Dinge. 

Erstens: Eine vorurteilsfreie Herangehensweise und Sichtweise auf diesen Themenkomplex und die Bereitschaft, die eigenen vielleicht festgefahrenen Denkmuster zu durchbrechen und zu hinterfragen

Für menstruierende Frauen bedeutet es zweitens: Sich selbst und seine Bedürfnisse wahrzunehmen. Nicht alles wird allen helfen. Deshalb ist es wichtig, herauszufinden, was sich für einen selbst gut anfühlt. Neben den angesprochenen Atemübungen, Wärmeanwendungen oder Akupressur gibt es selbstverständlich noch weitere Entspannungstechniken, wie z.B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Yoga

In diesem Sinne: Finde heraus, was dir gut tut und hab den Mut zu dir zu stehen, so wie du bist; auch wenn das nicht immer leicht sein wird.

 

Geschrieben von Carina

 

Quellen:

[1] Linke, Eileen (2020). Mehr als nur Blut. 16 Zahlen und Fakten zur Menstruation. Verfügbar unter: http://www.der-albrecht.net/zahlen-und-fakten-periode/ [Abruf: 07.12.2021].

[2] Mayroth, Natalie (2018). Mit Comics gegen Vorurteile. „Gegen Stigmatisierung der Menstruation“. Verfügbar unter: https://www.goethe.de/ins/in/de/kultur/soc/fem/21350301.html [Abruf: 07.12.2021].

[3] Prämenstruelles Syndrom (2017). Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/praemenstruelles-syndrom-pms.html [Abruf: 07.12.2021].

[4] Linke, Eileen (2020). Mehr als nur Blut. 16 Zahlen und Fakten zur Menstruation. Verfügbar unter: http://www.der-albrecht.net/zahlen-und-fakten-periode/ [Abruf: 07.12.2021].

[5] vgl. Askrai et al. (2018). The Effect of Mindfulness-Based Cognitive-Behavioral Therapy on Premenstrual Syndrome. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/profile/Saeedeh-Askari/publication/324067426_The_Effect_of_Mindfulness-Based_Cognitive-Behavioral_Therapy_on_Premenstrual_Syndrome/links/5fb12966299bf10c3680908b/The-Effect-of-Mindfulness-Based-Cognitive-Behavioral-Therapy-on-Premenstrual-Syndrome.pdf  [Abruf: 07.12.2021]. 

Maddineshat et al. (2016). Effectiveness of Group Cognitive-Behavioral Therapy on Symptoms of Premenstrual Syndrome (PMS). Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4888138/ [Abruf: 07.12.2021].

[6] Bei Dysmenorrhö helfen meist NSAR oder Kontrazeptiva (2004). Verfügbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Bei-Dysmenorrhoe-helfen-meist-NSAR-oder-Kontrazeptiva-325264.html [Abruf: 07.12.2021].

[7] Purnamasari et al. (2020). The Effect of Deep Breathing Exercises on Menstrual Pain Perception in Adolescents with Primary Dysmenorrhea. Verfügbar unter: http://www.pertanika.upm.edu.my/resources/files/Pertanika%20PAPERS/JST%20Vol.%2028%20(2)%20Apr.%202020/13%20JST-1637-2019.pdf [Abruf: 07.12.2021].

 

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